4 Advents Gedicht

Autor: Chatwahn | Veröffentlicht am: 18.12.16

Das Wiedersehn








Der Weltraum fernt mich weit von dir,

So fernt mich nicht die Zeit.

Wer überlebt das siebzigste

Schon hat, ist nah bey dir.
Lang sah ich, Meta, schon dein Grab,

Und seine Linde wehn;

Die Linde wehet einst auch mir,

Streut ihre Blum' auch mir,
Nicht mir! Das ist mein Schatten nur,

Worauf die Blüthe sinkt;

So wie es nur dein Schatten war,

Worauf sie oft schon sank.
Dann kenn' ich auch die höhre Welt,

In der du lange warst;

Dann sehn wir froh die Linde wehn,

Die unsre Gräber kühlt.
Dann.. Aber ach ich weiß ja nicht,

Was du schon lange weißt;

Nur daß es, hell von Ahndungen,

Mir um die Seele schwebt!
Mit wonnevollen Hofnungen

Die Abendröthe komt:

Mit frohem, tiefen Vorgefühl,

Die Sonnen auferstehn!





Friedrich Gottlieb Klopstock


Portrait: Friedrich Gottlieb KlopstockGeboren am 2.7.1724 in Quedlinburg. Sohn eines Advokaten. Christlich-pietistische Erziehung. 1745/46 Studium der Theologie in Jena, seit 1746 in Leipzig. Mitarbeiter der »Bremer Beiträge«, die die ersten drei Gesänge des »Messias« druckten. Hauslehrer in Langensalza. 1750 in Zürich; ab 1751 in Kopenhagen mit Ehrengehalt des dänischen Königs. 1770 mit Graf Bernstorff nach Hamburg. Klopstock starb am 14.3.1803 in Hamburg.


Deutscher Dichter. Genialer Epiker, Lyriker und Dramatiker zwischen Barock und Klassik. Begründer des deutschen Irrationalismus und der Erlebnisdichtung. Begriff den Dichter als Seher und Erzieher.



Chatwahn.de wünscht einen schönen vierten Advent.